Museumsschätze

Vom Versperren und Sichern

15./16. Jh.

Eine eiserne handgeschmiedete Truhe, von außen vielleicht nicht sehr auffällig, birgt im Inneren ein kleines Wunderwerk. Obwohl sich der Inhalt nicht erhalten hat, sind die Schlösser, die ihn damals gesichert haben, ebenso faszinierend. Verschiedene Sperrmechanismen wurden miteinander kombiniert, um wertvolle Dinge sicher zu verwahren. Komplett aus Eisen gefertigt, vernietet und mit verstärkender Kreuzbandung versehen, besitz die Truhe eine Schließmechanik mit fünffacher Verriegelung. Auf der Vorderseite befindet sich ein Schloss mit einem schönen v-förmigen gotischen Schlüsselfang. Dieser war praktisch, um im Dunkeln leichter ins Schlüsselloch zu finden. Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine Attrappe, die zur Ablenkung diente. Anders als bei Holztruhen, befindet sich bei eisernen Truhen der Sperrmechanismus nämlich im Deckel. Sie wurden auch als Kriegskassen bezeichnet, da sie oft dazu dienten Steuern, Solde oder Wertgegenstände aufzubewahren.

Wollte man nun aufsperren, brauchte man zuerst die richtigen Schlüssel. Ursprünglich waren drei verschiedene notwendig, um auf- und zuzusperren. Für mehr Sicherheit wurden die Schlüssel oft von mehreren Personen verwahrt. Zwei Vorhangschlösser hingen an den Ringen des geschlossen Deckels, sie mussten zuerst geöffnet werden. Über den Ringen waren zusätzliche Überfallen, diese mussten nach unten geklappt werden. Nun brauchte man den dritten Schlüssel, ein sogenannter Hohldornschlüssel sperrte das Schloss am Deckel. Erst jetzt ließ sich die Truhe öffnen. Blickt man auf das Innere des Deckels, sieht man die aufwändige Schließmechanik. Der Schlüssel steckt im sogenannten Eingemach, über dem sich eine flache Kapelle befindet. Drehte man den Schlüssel, wurden durch ein kompliziertes System aus Riegeln und Zungen die Fallen bewegt und damit die Truhe versperrt. Wirft man einen Blick ins Truheninnere, fällt auch die rote Färbung auf. Das ist kein Rost, sondern ganz im Gegenteil ein Rostschutzmittel. Das sogenannte Mennige wurde lange Zeit zum Schutz gegen Rost eingesetzt, wird aber heute nicht mehr verwendet da es stark bleihaltig ist.

Drei Schlüssel, ein Scheinschloss, ein wirkliches Schloss, fünffache Verriegelung, zwei Überfallen und zwei Vorhangschlösser – diese Truhe war wirklich gut gesichert!

Eiserne Truhe, 15./16. Jhd., Hochtregist, Museum Köflach, Inv.Nr. 4454