Museumsschätze

Hut ab – das Gradner Reindl

19./20. Jh.

Jemand ist gut behütet, man ist unter die Haube gekommen oder es brennt gar der Hut – wenn auch im Alltag seltener sichtbar, sind Hut & Co. nach wie vor in aller Munde. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war es allerdings für jedermann und jedefrau selbstverständlich, mit einer Kopfbedeckung außer Haus zu gehen. Ob Tuch, Haube oder Kappe – Varianten gibt es viele. Eine der beliebtesten ist aber mit Sicherheit der Hut. Er wird und wurde sowohl von Männern als auch Frauen getragen, kann von übergroß bis winzig alle erdenklichen Formen haben und aus allen möglichen Materialien bestehen. Gerade Trachtenhüte erfreuen sich auch heute wieder großer Beliebtheit.

In der Steiermark haben sich im Laufe der Zeit spezielle Formen der Kopfbedeckung zur Tracht entwickelt. Viele werden heute noch gefertigt und zu bestimmten Anlässen getragen. Beispiele für Damenhüte sind der bekannte Ausseer Hut oder der Sulmtaler Hut, ein sehr breiter und flacher Scheibenhut aus Stroh. Wir beschäftigen uns mit dem Reindlhut. Bereits ab ca. 1840 lassen sich in der Steiermark die schwarzen Reindlhüte nachweisen. Sehr verbreitet ist der Murbodner Reindlhut, der von den Schladminger Tauern bis ins Murtal getragen wurde. Das Reindl ist allerdings auch in der Weststeiermark beheimatet, nämlich das Gradner Reindl!

Das Museum Köflach besitzt mehrere Gradner Reindl, eines davon wollen wir uns genauer anschauen. Der Reindlhut hat eine runde Form mit einem flachen Gupf und einer rundum aufgebogenen Krempe. Hergestellt wurde er vermutlich aus Kaninchenhaar, das Kaninchenfell wurde dafür mit einer bestimmten Methode verfilzt. Die Krempe ist mit schwarzem Samt eingefasst. Er besitzt ein zweiteiliges Hutband, bei dem ein seidenes und ein samtenes Band miteinander verflochten wurden. An vier Stellen putzen drei zierliche Knöpfe das Hutband zusätzlich auf. Was wissen wir noch über den Hut? Der Aufdruck am grünen Innenfutter verrät uns, dass er in Köflach bei dem Hutmacher Franz Pfaller angefertigt wurde. Der Betrieb war bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Köflach ansässig und blieb bis in die 1980/90er Jahre bestehen. Und wann tragen Sie das nächste Mal wieder Hut?

Gradner Reindl, 19./ 20. Jh., Köflach, Hutmacher Franz Pfaller, Museum Köflach Inv.-Nr. 3719